Dass Lehm nicht nur in der Rekonstruktion und dem Umbau von historischen Bauten zum Einsatz kommt beweist die Sanierung des 1953 errichteten Alten Abgeordnetenhauses in Bonn. Das Gebäude in der provisorischen Bundeshauptstadt der damals neu gegründeten Bundesrepublik ist schlicht und funktional, und stand für eine neue Bescheidenheit in Abgrenzung zum Größenwahn der NS-Zeit. Die äußere Erscheinungsform sollte daher erhalten bleiben, das Innere umgebaut werden nach den Erfordernissen der neuen Nutzung als Dienstsitz des Sekretariats der Klimarahmenkonventionen der Vereinten Nationen.
Die Anforderungen der UN waren der Bedeutung der Institution entsprechend hoch. Bei dem Bauvorhaben legte der Bauherr hohe Priorität auf die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien und die konsequente Einhaltung bauökologischer Richtlinien um den Anforderungen des Klimaschutzes sowohl in der Herstellung als auch im Unterhalt zu entsprechen.
So wurden beim Innenausbau des weitläufigen Bürogebäudes mehrere tausend Quadratmeter Lehmbauplatten der Firma Claytec verbaut. Für den Lehmbau hat das Projekt auf dem Bonner UN-Campus Richtung weisenden Charakter.
Die Herausforderung, Wandflächen aus Lehmbauplatten in solchen Größenordnungen zu realisieren, führte zu einer Kooperation, die neue Perspektiven für den Trockenbau aufzeigt.
Die übliche Herangehensweise für die Verarbeitung von Lehmbauplatten mit einer Unterkonstruktion aus Bauhölzern erwies sich angesichts der Summe der zu realisierenden Flächen als zu aufwändig.
Recherchen führten schließlich zu der Erkenntnis, dass in Hinblick auf die geforderten Energiebilanzwerte der Baustoffe auch ein Metallständerwerk denkbar war. Die verwendeten Maxi-Tec® Profile der Firma Protektor werden mittels einer ausgeklügelten Falttechnik hergestellt, die ausschließlich Schneid- und Umformvorgänge umfasst und Stanzabfälle nahezu komplett vermeidet. Dies sorgt auch für zusätzliche Stabilität, was den Materialbedarf reduziert.
In mehreren Tests der Firma Stuck und Akustik Weck wurden im Vorfeld die Verarbeitung der unterschiedlichen Baumaterialien erprobt: vom geeigneten Putzaufbau über die Bewehrung bis hin zu Art und Menge der benötigten Schrauben.
Auf das Metallständerwerk der Innenwände, mit Homatherm-Zellulose-Dämmplatten als Füllung, wurde eine Bepflanzung mit Claytec Lehmbauplatten aus Lehm und Schilf montiert. Sie sorgen für bestes Raumklima und weisen hervorragenden Schallschutz-Eigenschaften auf, was sie für den Einsatz im hektischen und lauten Büro-Alltag prädestiniert. Abschließend wurden die Lehmbauplatten mit Lehm verspachtelt. Entstandenen sind akkurat ausgeführte, absolut plane Wandflächen, deren Ebenmäßigkeit der finale, nüchtern-weiße Silikatfarben- Anstrich zusätzlich betont.
Angesichts aktueller Bestrebungen, nachhaltige und ganzheitliche Prinzipien konsequenter umzusetzen, bietet diese Kombination eine ideale Lösung für zeitgemäßen ökologischen Trockenbau.