Nur acht Monate dauerte die Errichtung der Wohnsiedlung Blessesahl in Lübeck. Im Rahmen des vom Land Schleswig-Holstein geförderten Programms „Ressourcensparendes Bauen“ entstanden drei 2½-geschoßige Wohnblocks mit insgesamt 36 Sozialwohnungen, alle in Niedrig-Energie-Bauweise errichtet.
Oberste Prämisse bei der Umsetzung war die Synthese von wohngesundem, energie- und kostensparendem Bauen mit kinder- und familienfreundlichen Grundrissen sowie ansprechender, moderner Architektur. Um diese Zielstellungen miteinander verbinden zu können, entschieden sich Bauherr und Architekt für eine ebenso ökologisch wie innovative Holztafelbauweise in Verbindung mit dem gezielten Einsatz von Lehm.
Die drei Gebäude sind farbig unterschiedlich gekennzeichnet. Sie haben zwei Treppenaufgänge über welche die jeweils sechs 2- bis 4-Zimmer Wohnungen zu erreichen sind mit Grundflächen zwischen 29 und 76 m². Bei der Planung der Wohnungen waren familienfreundliche Überlegungen von oberster Bedeutung. Die Mieter können selbst entscheiden, welcher Raum zum Kinder- oder Schlafzimmer wird. Küche, Essen und Wohnen sind als offene, großzügige Räume in Nord-Südrichtung ausgerichtet. Ebenso verfügt jede Wohnung über einen Balkon oder eine Terrasse. In den Erdgeschossen stehen Abstellräume zur Verfügung für Kinderwagen usw. Im Dachgeschoss befinden sich natürlich belichtete Abstellräume, die auch als Werkräume nutzbar sind.
Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades der tafelförmigen Wand-, Boden- und Deckenelemente konnte die Bauzeit deutlich verkürzt und dadurch Kosten eingespart werden. Die einzelnen Holzbauelemente wurden vorher in den Abbundhallen des Zimmereibetriebes witterungsunabhängig und passgenau vorgefertigt. Auf der Baustelle dauerte die Rohbaumontage eines Blocks beim ersten Gebäude 12 Tage, beim dritten Block nur noch 9 Tage.
Die Konstruktion der Holztafelwandelemente besteht aus einem Vollholzrahmen mit Zellulosedämmung, die innen mit aussteifender OSB-Platten beplankt und außen mit Weichfaserplatten, einer Lattung und Fassadensperrholzplatten versehen wurden. Auf die OSB-Platten wurde direkt tapeziert. Die Decken bestehen aus Brettstapelelementen unterseitig mit Gipsfaserplatten auf Lattung verkleidet. Die Linoleum-Böden sind auf schwimmendem Zementestrich ausgeführt. Bei den Geschossdecken gewährleistet dieser Mehrschichten-Aufbau ein hohes Maß an Schalldichte.
Aus Schall- und Brandschutzgründen sind die Treppenhäuser aus ungebrannten Lehmsteinen gemauert. Die daran angrenzenden Bäder erhalten so einen optimalen Feuchteausgleich. Darüber hinaus ist die Baddecke mit Lehmputz auf Schilftrohrmatten versehen.
Hinsichtlich der Haustechnik wurde auf eine nachhaltige Ressourcennutzung großen Wert gelegt. So wird für die Toilettenspülung Regenwasser aufgefangen. Heißes Wasser wird durch solare Warmwassererzeuger gewonnen. Geheizt wird umweltfreundlich mit Gas über einen Brennwertkessel.
Das Bauvorhaben wurde mit dem »Holzbaupreis Norddeutschland 1998« ausgezeichnet.