Tragende Wände aus Lehm

Für den Bau von tragenden Wänden können Stampflehm und Wellerlehm, sowie Lehmsteine verwendet werden. Eine tragende Wand ist ausgelegt für die Aufnahme von Lasten aus Decke, Dach und Nutzung.

Weitere wichtige Anforderungen, die an eine Außenwand gestellt werden sind zusätzlich:

bauphysikalische: die Wand muss für ausreichende Wärmedämmung, Schallschutz und Winddichtigkeit sorgen, dem Brandschutz genügen und auf der Außenseite aus witterungsstabilen Baustoffen bestehen.

ästhetische: die Wand soll als schön empfunden werden. Ihre Oberfläche kann glatt, gerieben, strukturiert und farbig gestaltet werden. Diese Anforderung gilt besonders auch für die Innenseiten der Außenwände.

Wichtig: Alle Wände aus Lehmbaustoffen müssen während der Bauzeit gegen die Witterung geschützt (abgedeckt) werden. Bei der Planung von Neubauten, in denen Lehmbaustoffe für den Außenwandbau zur Anwendung kommen, sollte im Gründungsbereich ein ausreichend hoher Sockel als Spritzwasserschutz von mindestens 50 cm Höhe über der Geländeoberkante vorgesehen werden. Dieser Sockel muss aus einem Material gebaut werden, das gegen Wasser unempfindlich ist. Zur Gründung hin ist die aufsteigende Wand aus Lehmbaustoffen mit einer horizontalen Sperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu schützen.

Wände aus Stampflehm

Tragende Wände LR 4.1.4 + LR 4.3.2

Für die Konstruktion einer tragenden Wand findet Stampflehm heute Anwendung sowohl in der Sanierung, als auch im Neubau. Eine Stampflehmwand ist, verglichen mit Massivwänden aus anderen Baustoffen, verhältnismäßig teuer. Sie wird daher häufig nicht aus funktionalen, sondern eher aus architektonisch ästhetischen Gründen geplant und eingesetzt.

Für eine Stampflehmwand wird der erdfeucht aufbereitete Lehm lagenweise in eine geeignete Gleitschalung (meistens aus Stahlplatten) eingebracht und mechanisch verdichtet. Der eingefüllte Stampflehm kann in der Regel sofort entschalt werden, er ist formstabil. Durch Beimischung farbiger Lehmanteile in die Stampflehmmischung kann beim Verdichtungsprozess eine ästhetisch besonders ansprechende Struktur geschaffen werden, die eine weitere Oberflächenbehandlung erübrigt.

Wichtig: Lasten sollten erst aufgebracht werden, wenn die Stampflehmwand vollständig ausgetrocknet ist.

Wände aus Wellerlehm

Tragende Wände LR 4.1.5

Wellerlehm kommt heute fast ausschließlich in der Sanierung des reichhaltigen Erbes von Wellerlehmbauten hierzulande zur Anwendung. Er wird mit einem größeren Strohanteil als Stampflehm angemischt und hat in der Regel keinen oder nur wenig Steinanteil. Wellerlehm wird nicht in eine Schalung “eingebracht”, sondern schichtweise aufgesetzt und an den Seiten der Wand abgestochen, um eine ebene Wandoberfläche zu erhalten.

Wände aus Lehmsteinen

Tragende Wände DIN 18945 + LR 4.1.3

Das Vermauern von Lehmsteinen erfolgt werkgerecht im Verband mit vollen Fugen, in der Regel mit Lehmmörtel, möglichst nicht mit Zement- oder Kalkzementmörtel. Zum Mauern verwendeter Lehmmörtel ist ein Gemisch aus Baulehm und Sand, das auch organische Stoffe enthalten kann. Das Vermauern unterscheidet sich nicht von dem mit gebrannten Ziegeln.

Lehmsteine werden heute vorwiegend für den Bau von Innenwänden (tragend und nichttragend) benutzt. Auch im Außenwandbereich können sie sowohl in tragenden als auch nicht tragenden Wänden verarbeitet werden. Eine besondere Anwendung bietet sich als Sichtmauerwerk an.

Der Innenputz von Lehmsteinwänden sollte aus 1- oder 2-lagig aufgebrachtem Lehmputz bestehen.

Für tragende Wände aus Lehmsteinen sind Lehmsteine zu verwenden, die mindestens der Druckfestigkeitsklasse 2 nach DIN 18945 – Lehmsteine entsprechen. Tragende Bauteile aus Lehmsteinen sind wie andere tragende Bauteile entsprechend statisch zu bemessen. Im Übrigen gelten die Bestimmungen der Lehmbau Regeln.

Wichtig: Lehmsteine der Anwendungsklassen II und III nach DIN 18945 – Lehmsteine sind empfindlich gegen Feuchtigkeit und Frost. Sie dürfen deshalb weder für tragende Wände noch für Mauerwerk mit bewittertem Außenputz verwendet werden.